Glücksspiel mit Rubbellosen

aus EU.L.E.N-SPIEGEL 2-3/2012 S.40PDF-download

Öko-Test prüft regelmäßig Produkte für Babys und Kleinkinder wie Schnuller, Sauger und Spielzeug auf technische Mängel und Schadstoffe. Nun hat sich die Redaktion entschlossen, bereits im Vorfeld tätig zu werden, und Spielzeug zu testen, das für Mama und Papa in spe gedacht ist. Denn auch diese Bedarfsgegenstände geraten bekanntlich in Schleimhautkontakt – ähnlich wie ein Schnuller, der intensiv benuckelt wird. 

der blaue Wurst-EngelDie Tester haben ja Recht, es bleibt sich gleich, welche Körperöffnungen bespielt werden. Und wehe, wehe, wenn dabei ins feuchtfröhliche Milieu versteckte Schadstoffe eingeführt werden! Das kann den unbeschwerten Spaß an der Freud gründlich vergällen.
Öko-Test prüfte 22 Toys für den Mann, die Frau oder das Paar, und stufte die meisten davon als „ungenügend“ ein. So auch den aus der Kultserie „Sex and the City“ bekannten „Rabbit“.
Am meisten erzürnten die Ökotester Weichmacher, dabei sollen die damit kontaminierten Dinger doch vielfach einen zu biegsamen Naturlümmel ersetzen.

Es ist schon ein Kreuz: Steht der eine auf das Schlucken von...

...Hartmachern, vergiftet sich die Nächste mit Weichmachern … Nicht zu vergessen der „Elektrosmog“, der einigen Geräten in gewaltigen Dosen entströmt – wie war das noch mit den „good vibrations“?
Da hilft nur eines: Gummi drüber - am besten aus mundgeblasenem Öko-Kautschuk. So können die gefährlichen Stoffe und Strahlen nicht entfleuchen und als endokrine Disruptoren hormonelles Unheil anrichten. 

Irritierend wirkt es aber, wenn eine Zeitschrift, die vehement gegen Imitate wie Analogkäse wettert und den Genuss regionaler Naturprodukte wärmstens empfiehlt - gewisse äußerliche Makel seien der Beweis für innere Bio-Qualität -, jetzt vollsynthetischen Ersatzprodukten das Wort redet.
Außerdem haben die Ökotester auf den einzig wahren, nämlich den Praxistest verzichtet. Hier hätte der Leser, die Leserin, wenigstens eine orientierende Bewertung wie „befriedigend“ und „unbefriedigend“ erwarten können.

Vorbei, vertan, vergeigt. Bringt uns dieser Test doch aufs Schmerzlichste zu Bewusstsein, dass gerade bei den vermeintlich unbeschwerten Vergnügungen wieder einmal die chemische Industrie ihre Finger im Spiel hat, und die Kunden dort am Arsch packt, wo sie es am wenigsten erwarten würden: Im Bett. Da braucht es dringend chemiefreie Alternativen!
Wo bleiben die grundwasserneutral verbrennenden, voll kompostierbaren Öko-Dildos mit dem Blausiegel des Umweltengels? Und drüber – sicher ist sicher – kommt ein rezykliertes Kondom aus genfreier Jute. Sonst springen die fremden Gene noch direkt vor Ort über die Artengrenze. Nicht auszudenken, was für ein Galgenstrick dabei herauskäme.

Klein M: Einfuhrbeschränkung. Vibratoren und anderes Sex-Spielzeug. Öko-Test 2012; H.4 S.90-95