von Udo Pollmer - Mahlzeit vom 05. Oktober 2018

Foto: Dr. Bernd Gross
Im Hochsommer hatte die Elbe Niedrigwasser. Junge Aktivisten entrollten im Flußbett Plakate, um der Welt ihre Entrüstung über das herrliche Wetter kundzutun. Fett prangte auf dem Banner das Wort „Klimawandel!“. Hätten sie, statt gelangweilt herumzustehen, neugierig das Flußbett inspiziert, wären ihnen erhellende Entdeckungen gelungen: Beispielsweise Hungersteine.
„Die Elbe“, so schrieb die Teplitzer Zeitung 1876, „bietet in Folge der anhaltenden Dürre einen traurigen Anblick, wie er seit 1842 nicht mehr vorgekommen ist: überall ragen die Hungersteine hervor und...
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Heidi Klum soll Ihre Kinder mit Geld bestechen, damit Sie ihre tägliche Obstration auch brav essen.1 Warum manche Kinder Obst mögen und andere nicht, darum geht es unter anderem in einem aktuellen Interview mit Udo Pollmer.
Interview: Hans Kantereit, erschienen in Effilee #25 Sommer 2013 S. 78-82

Wann immer in Sachen ›Ratschläge zur gesunden Ernährung‹ eine neue Sau durchs mediale Dorf getrieben wird, erscheint ein Mann, der dem Tross hinterherläuft, und vor dessen Warnungen warnt. Der Lebensmittelchemiker und Wissenschaftsjournalist Udo Pollmer plädiert vernehmlich für den sorglosen Genuss der Lebensmittel, auf die wir Lust haben, stellt den Zusammenhang zwischen Ernährung und Körpergewicht in Frage und hält die meisten Diäten für pure Gewalt von Frauen gegen Frauen.
H.K.: Herr Pollmer, Ihrer Ansicht nach sind die drei folgenden Aussagen kompletter Unfug: Vitamin C hilft bei Erkältungen, Salz ist ungesund und der Verzehr von Obst und Gemüse beugt Krebserkrankungen vor. Ist das Verhältnis zu Ihrem Hausarzt soweit okay?
U.P.: Zu welchem Hausarzt? (muss kräftig lachen)
Mein Haus braucht keinen Arzt und mir geht’s gut.
H.K.: Sie sind der Meinung, dass wir glücklicher, gesünder und genussvoller leben könnten, wenn wir uns von der Vorstellung verabschieden würden, es gäbe die gesunde Ernährung für alle, und Sie rufen zum Boykott der meisten Statistiken auf …
U.P.: … nicht zum Boykott, ich will ja nur, dass die Statistiken richtig gemacht werden. Statistik ist eigentlich...
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aus EU.L.E.N-SPIEGEL 2-3/2012 S.10-11

Ist da etwa eine Schraube locker? Oder das Wasserrad schon so klapprig, dass es sogar das Rauschen des Baches übertönt? Nein. Am lauten Klappern erkannten Müller wie Wandersmann, dass hier regionale Qualität produziert wird. Doch was war vor 200 Jahren Qualität - namentlich im Lande der k.u.k-Mehlspeisen - als Wilhelm Müller das besagte Lied komponierte? Es muss wohl feines Mehl gewesen sein. Denn Apfelstrudel, Marillenknödel oder Kaisersemmeln aus Vollkorn - einfach undenkbar! Schlimmer noch als Rührei mit Eierschalen und Hühnerfedern.
Werfen wir einmal einen Blick in eine typische Mühle, wie sie jahrhundertelang in Mitteleuropa in Gebrauch war. Abb. 1 stammt aus dem berühmten Werk Theatrum machinarum novum von Georg Andreas Böckler aus dem Jahr 1661: Der Müller blickt auf den Zulauf des Beutelkastens.1 Das Mehl darinnen ist Weißmehl. Woran erkennt man das?...
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Griff in die Mottenkiste: Der SPIEGEL informiert über Vitamine
Kommentar zum SPIEGEL-Artikel: Die Vitamin-Lüge, Ausgabe 3/2012

Der SPIEGEL hat sich eines drängenden Themas angenommen: Der „Vitamin-Lüge". Endlich prangert ein „Qualitätsmedium" das „Milliardengeschäft mit den überflüssigen Pillen" an. Und deckt auf, was jeder Leser eigentlich längst ahnte: Die dazugehörigen Machenschaften der Pharmariesen, ihre Netzwerke und ihren Lobbyismus. Auch die gesundheitlichen Risiken der Pillen und Pülverchen kommen zur Sprache. Auf diesem glitschigen Terrain Aufklärungsarbeit zu leisten, ist durchaus verdienstvoll.
Doch dann werden wieder brav die Empfehlungen von DGE oder WHO gegenübergestellt und hübsche Fotos von Obst und Gemüse eingestellt. Es folgen die üblichen pädagogischen Ratschläge, dass der adulte Zeitungsleser seinen Tagesbedarf an Vitamin E mit 90 Gramm Pflanzenmargarine und an B6 mit täglich 220 Gramm Vollkornreis (wobei natürlich offenbleibt, ob sich die Menge auf eine gekochte oder rohe Portion bezieht) und natürlich viel Grünkohl decken kann. Ganz davon abgesehen, dass ...